Berichterstattung in der Berner Zeitung vom 31. Mai 2010



Freiburger Nachrichten vom 29. Juli 2010


Wo einst die Nasen schwammen
 
Im Mai ist zwischen Neuenegg und Laupen der Naturpfad Sense eröffnet worden. Die Sense hat sich im Lauf der Zeit verändert. Verschiedene Posten entlang des Pfades zeigen: Am Fluss gibt es mehr zu entdecken, als man meint.
Früher wimmelte es in der Sense von Nasen. Eine Nase im Fluss? Jedes Kind weiss, dass die Nase mitten im Gesicht ist - diejenige im Wasser ist indes weniger bekannt. Die Nase im Wasser ist ein Fisch mit verhornten Lippen, mit denen er Algen von der Steinoberfläche abweidet. Der Name verdankt die Nase ihrer markanten Kopfform. Alte Neuenegger behaupten, früher sei der Fluss schwarz gewesen, erzählt Peter Gast, man hätte mit der Hand ins Wasser greifen können und dabei mit Sicherheit eine Nase gepackt. Gast ist Mitinitiant des Naturpfades Sense, der von Neuenegg bis nach Laupen führt. Inzwischen ist die Nase aus der Sense veschwunden. Welche Fische heute im Fluss schwimmen, erfährt der Spaziergänger auf dem Naturpfad: Auf dem Weg zeigen drei Pfosten mit Diagucklöchern die Bachforelle, die Äsche und die Barbe.
Die Sense bietet viel
Die Sense ist nicht mehr das, was sie einmal war. Aber sie ist mehr, als man denkt. Der Naturpfad Sense zeigt, auf was es sich beim Spaziergang am Fluss zu achten lohnt. An der Sense brütet beispielsweise der Flussuferläufer. Dieser kleine Vogel kann bis zu 30 Sekunden unter Wasser bleiben, lehrt uns der Lernpfad. An der Sense brüten nur noch einige wenige Paare.
Entlang des Naturpfades gibt es insgesamt sechs Posten. Pro Posten wird ein Thema aufgegriffen. Die Informationen gibt es nicht nur zum Lesen. An einem Posten beispielsweise kann der Spaziergänger sein Ohr an eine Hörstange halten, die ins Wasser führt. Dabei hört er, wie viel Lärm die rollenden Steine am Grund der Sense eigentlich verursachen.
Kein «Missionars-Pfad»
Gast ist stolz auf das Projekt. «Ein Kollege von mir hat mir erzählt, er habe jede Tafel von Anfang bis Ende gelesen», erzählt er. Trotzdem: Mit dem Naturpfad will er nicht missionieren. «Wir haben nicht den Anspruch, dass jeder Spaziergänger alles lesen muss.» Vielmehr seien die Tafeln eine Ergänzung zum Bräteln, Wandern und Baden. «Es ist bereits in unserem Sinn, wenn Kinder beim Vorbeigehen in die Gucklöcher schauen und mitbekommen, welche Fische es in der Sense noch gibt.» Im Sommer sind der Naturpfad und die Plätze am Weg gut besucht. «An schönen Tagen könnte man meinen, man sei in den Ferien», sagt Gast. Wie oft er selbst den Naturpfad entlanggegangen ist, kann er nicht mehr genau sagen: «Es waren sicher ein paar Male, denn nur schon die Bauprofile zu stecken und die Tafeln für den Pfad zu montieren, hat uns viel Arbeit beschert».
Der Naturpfad Sense ist vom Bahnhof Neuenegg und vom Bahnhof Laupen in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. Autos können in Neuenegg vis-à-vis vom Bahnhof parkiert werden (Viehschauplatz), in Laupen auf dem Haldenweiher.
Eineinhalb Stunden zu Fuss der Sense entlang wandern
 
Vom Bahnhof Neuenegg bis zum Bahnhof Laupen lässt sich der Naturpfad Sense zu Fuss in rund einein- halb Stunden erkunden. Die Strecke führt dem Fluss entlang, der Weg kann auch mit dem Velo befahren werden. Baden und bräteln lässt es sich entlang des Pfades gut, es hat Feuerstellen und das Bachbett ist an einigen Stellen bequem über Treppen erreichbar.
Das Projekt Naturpfad Sense hat laut Mitinitiant Peter Gast rund 30 000 Franken gekostet, das Geld wurde durch Sponsoren beschafft. Es dauerte ein Jahr, bis der Pfad entlang der Sense zu Stande gekommen ist. Ende Mai wurde der Naturpfad eröffnet. Der Pfad ersetzt den Waldlehrpfad, der vom Sturm «Lothar» im Jahr 1999 zerstört wurde. Initiiert hat das Projekt der Verein Pro Neuenegg, der sich für den Erhalt und die Restaurierung schützenswerter Objekte und Kulturgütern in der Gemeinde einsetzt.